AOK Baden-Württemberg: Tuberkulose-Neuerkrankungen auf Tiefststand

Die Schwindsucht ist fast verschwunden - aber nur fast

Datum: 17.03.2010 / Kategorie: Wissenschaft / Statistiken / Studien / Zahlen

Stuttgart

Die Tuberkulose (TBC), früher auch Schwindsucht genannt, ist in Baden-Württemberg fast verschwunden: 50 Todesfälle wurden zuletzt durch die Tuberkulose in Baden-Württemberg verursacht. Die Zahl der Neuerkrankungen hat 2009 mit 533 einen neuen Tiefststand erreicht. Doch ausgerottet ist sie nicht und AOK-Vorstandsvorsitzender Dr. Rolf Hoberg warnt davor, die Gefährlichkeit der Lungenkrankheit zu unterschätzen: „2009 waren 967 AOK-Versicherte wegen dieser Krankheit in stationärer Behandlung – im Vergleich zu 2008 ein Anstieg von rund 11 Prozent. Die Heilungschancen der Erkrankten sind zwar besser als vor hundert Jahren, aber am besten ist es immer noch, sich vor Tuberkulose zu schützen.“

Tuberkulose und Cholera, Pest, Typhus, Diphtherie und Fleckfieber - in den vergangenen Jahrhunderten waren das die Geißeln der Menschheit. Selbst 1920 starben in Baden-Württemberg noch über 4.000 Menschen an TBC. 2008 waren es noch 50 TBC-Opfer, 32 Männer und 18 Frauen. Ist die Geißel der Menschheit damit nur noch eine Randnotiz im Gesundheitsprotokoll? Dr. Rolf Hoberg, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, sagt nein: „AIDS gilt ja als eine der neuen Geißeln der Menschheit bei den Krankheiten – wir hatten 2008 im Land 45 AIDS-Tote, 35 Männer und zehn Frauen. An TBC starben im selben Jahr 5 Menschen mehr - so gesehen ist die Bedrohung immer noch akut.“

Ungesunde, feuchte Wohnungen, mangelnde Hygiene, schlechte, oftmals einseitige Ernährung, ungenügende Gesundheitsvorsorge und das Zusammenleben vieler Menschen auf engstem Raum – unter diesen Bedingungen gedieh die Tuberkulose über Jahrhunderte. Erst als die Wohnverhältnisse besser wurden, ging auch die Zahl der Tuberkulosefälle zurück. Hoberg: „Die Zahl der jährlich gemeldeten Tuberkulosefälle sank von 63.600 im Jahr 1953 auf aktuell noch 533.“

Dass die Bedrohung noch akut ist, zeigen auch die aktuellen Zahlen der AOK- Baden-Württemberg: 967 TBC-Patienten waren 2009 in stationärer Behandlung, die meisten davon in Stuttgart (250) und Mannheim (218). Im Vorjahr waren es nur 872. Damit sei die Zahl der Erkrankungen gegenüber dem Vorjahr immerhin um elf Prozent gestiegen: „Wir müssen diese Entwicklung aufmerksam beobachten“, sagt Hoberg.

Tuberkulose ist eine Krankheit, die durch die Bakterienart Mykobakterium tuberculosis verursacht wird, die vor allem die Lunge befällt. „Die Chancen, eine Tuberkulose zu heilen, sind heute um ein Vielfaches besser als noch vor wenigen Jahrzehnten“, sagt Hoberg. Wichtig sei dabei, dass sie früh erkannt wird. Die Chancen dafür stehen laut AOK gut, denn die Behandlungsmethoden sind heute viel ausgereifter als früher. Hoberg: „Wir haben im letzten Jahr für die Behandlung unserer Versicherten rund 4,2 Millionen Euro ausgegeben“. Eine TBC-Behandlung koste damit im Schnitt rund 4.300 Euro.

Sorgen macht der AOK vor allem eines: Seit Mitte des Jahrzehntes tauchen immer mehr Tuberkulose-Bakterien auf, die nicht auf die klassische Behandlung mit Antibiotika ansprechen: Schon im März 2004 warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nachdrücklich vor einer weltweiten Gefahr durch antibiotikaresistente Tuberkulosebakterien. „Deswegen“, so Dr. Hoberg, „muss uns bewusst sein, dass die Krankheit nicht verschwunden ist. Denn eine Infektion geht in der Regel von Menschen aus, die an einer offenen Lungentuberkulose erkrankt sind. Je früher eine Erkrankung erkannt und behandelt wird, um so besser für alle.“

Hinweis an die Redaktionen:

Eine Übersicht über die Entwicklung der TBC-Neuerkrankungen 2001 bis 2009 ist als Grafik im Bilder-Service hinterlegt. Diese kann bei Angabe der Quelle gern für Veröffentlichungen genutzt werden.

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