Baden-Württemberger fordern Zigaretten-Werbeverbot
Knapp jeder Vierte im Südwesten raucht – der Durchschnitt liegt bei 14 Zigaretten oder Zigarillos am Tag
Datum: 19.11.2018 / Kategorie: Wissenschaft / Statistiken / Studien / Zahlen
Stuttgart.
Die deutliche Mehrheit (68 Prozent) der Baden-Württemberger findet, dass Werbung für Tabakwaren komplett verboten werden sollte. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der AOK Baden-Württemberg in Auftrag gegebene repräsentative Forsa-Umfrage. „Ein Verbot ist auch mit Blick auf die immer jünger werdenden Einstiegsraucher sinnvoll, denn insbesondere jüngere Menschen lassen sich durch Werbung leicht beeinflussen. Diese Gruppe ist besonders gefährdet, da das Risiko lebenslanger Tabakabhängigkeit und die Schwere der gesundheitlichen Folgen mit sinkendem Einstiegsalter steigen“, sagt Dr. Manuela Pfinder, Suchtexpertin bei der AOK Baden-Württemberg. Je mehr Zigarettenwerbung Kinder und Jugendliche sehen würden, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass sie selber mit dem Rauchen beginnen.
Trotz abschreckender Bilder auf Tabakwaren ist die Zahl der Raucher in Baden-Württemberg noch immer sehr hoch. Das belegen die Zahlen der Forsa-Studie, wonach sich 15 Prozent der Baden-Württemberger als „regelmäßige Raucher“ und weitere 7 Prozent als „Gelegenheitsraucher“ bezeichnen. Im Durchschnitt werden 14 Zigaretten oder Zigarillos am Tag geraucht: Knapp jeder dritte Raucher (29 Prozent) konsumiert pro Tag bis zu fünf Zigaretten/Zigarillos. Jeweils 18 Prozent nennen eine Stückzahl zwischen sechs und zehn beziehungsweise elf und fünfzehn. Fast ebenso viele (17 Prozent) rauchen täglich 16 bis 20 Zigaretten/Zigarillos. Knapp jeder Zehnte (9 Prozent) nennt eine Stückzahl von mehr als 20, also mehr als eine ganze Packung. 7 Prozent der Raucher sagen, dass sie weder Zigaretten noch Zigarillos rauchen, sondern ausschließlich E-Zigaretten, Shisha, Zigarre oder Pfeife.
Nach Ansicht von Dr. Manuela Pfinder ist vor allem das junge Einstiegsalter der Tabakkonsumenten alarmierend. Laut Forsa-Umfrage liegt das Einstiegsalter bei knapp 90 Prozent der Befragten vor dem 21. Lebensjahr: 14 Prozent im Alter zwischen 18 und 20 Jahren, 29 Prozent mit 16 oder 17 Jahren und 32 Prozent mit 14 oder 15 Jahren. 13 Prozent waren sogar noch jünger. „Es ist nachgewiesen, dass junge Leute, die vor Vollendung des 21. Lebensjahres mit dem Rauchen angefangen haben, ein deutlich erhöhtes Risiko lebenslanger Tabakabhängigkeit haben. Tabakrauch enthält mindestens 3.500 toxische chemische Substanzen, von denen bereits 55 als karzinogen befunden wurden. Aktives und passives Rauchen haben immense gesundheitliche Folgen wie COPD, Lungenkrebs, frühzeitige Mortalität und viele andere Krankheiten“, sagt die Expertin der AOK Baden-Württemberg. Die Effekte des Rauchens seien in frühen Lebensphasen besonders gravierend und resultierten häufig in gesundheitlichen Langzeitschädigungen. Aus diesem Grunde solle Tabakrauchabstinenz bereits zu Beginn menschlichen Lebens gefordert werden, nämlich ab der pränatalen Phase.
Die Hoffnung der Politik, mit abschreckenden Bildern auf Tabakwaren, Raucher vom Rauchen abzubringen, wird durch die Forsa-Studie zerschlagen. 90 Prozent der regelmäßigen Raucher gaben an, die Bilder eher nicht abschreckend zu finden. „Diese Maßnahme hat dementsprechend nicht zum gewünschten Ergebnis geführt. Dafür könnte aber ein Werbeverbot für Zigaretten und Tabakwaren dazu führen, dass in Zukunft weniger Menschen überhaupt erst mit dem Rauchen anfangen“, sagt Dr. Manuela Pfinder.
Mit dem bundesweiten Wettbewerb „Be smart, don’t start“ für rauchfreie Schulklassen will die AOK Baden-Württemberg gemeinsam mit ihren Partnern Schülerinnen und Schüler der sechsten bis achten Klassen für die gravierenden gesundheitlichen Folgen des Rauchens sensibilisieren und deren Einstieg ins Rauchen verhindern. Für alldiejenigen, die bereits rauchen und damit aufhören möchten, bietet die AOK Baden-Württemberg Entwöhnungskurse an.
Quelle: Die repräsentative Online-Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der AOK Baden-Württemberg durchgeführt. Befragt wurden zwischen dem 29. Juni und dem 12. Juli 2018 insgesamt 1.010 nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählte Internetnutzer ab 18 Jahren in Baden-Württemberg.
AOK Baden-Württemberg – Pressestelle
Kontaktdaten der AOK Baden-Württemberg – Pressestelle
E-Mail: presse@bw.aok.de
Telefon: 0711 6525-21488
Telefax: 0711 6593-100
Presselstraße 19
70191
Stuttgart