AOK: Essstörungen im Landkreis Rottweil nehmen zu
Landkreis Rottweil, 8. September 2016 – Je schlanker, desto schöner – dieses verzerrte Körperbild wird in Mode und Werbung oftmals als Schönheitsideal vorgegaukelt. Doch der Schlankheitswahn kann krank machen, beispielsweise wenn man den natürlichen Umgang mir Ernährung verliert.
Datum: 08.09.2016 / Kategorie: Gesundheit und Prävention
Landkreis Rottweil.
Genau das kommt in der Region laut einer aktuellen Studie der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg auf Grundlage der aktuellsten auswertbaren Diagnosen ihrer Versicherten immer häufiger vor. Ziemlich genau jeder zweite im Landkreis ist bei der AOK versichert. Insgesamt 192 AOK-Versicherte aus dem Landkreis Rottweil waren 2014 wegen Essstörungen in ärztlicher Behandlung. Im Jahr 2008 waren es noch 110 Personen. Seitdem ist die Zahl um durchschnittlich acht Prozent pro Jahr gestiegen. Frauen machten im Landkreis zuletzt 84 Prozent der von Essstörungen Betroffenen aus. Bei Männern gibt es jedoch besonders hohe Steigerungsraten. Innerhalb von sieben Jahren hat sich hier die Anzahl der behandelten Personen mehr als verdreifacht. Bei beiden Geschlechtern sind die jüngeren Altersgruppen ab 15 Jahre bis 29 Jahre besonders betroffen. In den folgenden Altersgruppen sind die Erkrankungshäufigkeiten geringer.
Zu den Essstörungen gehört auch Anorexia nervosa, besser bekannt als Magersucht. „Magersucht kommt vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen vor, wobei Frauen häufiger davon betroffen sind als Männer“, erklärt Birgit Imdahl, Fachärztin für Psychiatrie, Psychotherapie und Sozialmedizin in Rottweil sowie Landesvorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater in Baden-Württemberg. Anteilsmäßig am meisten betroffen sind 15- bis 19-Jährige. In dieser Altersgruppe sind im Landkreis von 1.000 Mädchen vier deswegen in Behandlung. Insgesamt hatten im Landkreis Rottweil 2014 47 AOK-Versicherte die Diagnose Magersucht, etwas weniger als beim bisherigen Höchststand im Jahr 2013 mit 52 Personen. Bei Magersucht kommt es zu einem starken Gewichtsverlust, den die Betroffenen selbst herbeiführen. „Zum Krankheitsbild gehören eine permanente Beschäftigung mit dem Gewicht und eine Angst vor Gewichtszunahme. Gleichzeitig wird der eigene Körper verzerrt wahrgenommen und extremes Untergewicht nicht als solches erkannt“, erklärt Imdahl. „
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Betroffenen kann durch eine Psychotherapie geholfen werden.“ Unabhängig von der individuellen Heilung müsse man Essstörungen aber dadurch begegnen, dass man einem unrealistischen Körperbild in der Gesellschaft entgegen tritt, meint Psychiaterin Imdahl. „Wir sollten aufhören, den Körper als Objekt und überschlanke Körper als ideal darzustellen. Ein normaler gesunder Mensch sieht anders aus.“ Außerdem müssen die Betroffenen laut der Expertin über die Folgen für ihren hungernden Körper informiert werden. Dazu gehören schwere Organschäden wie Nierenversagen und Knochenabbau. Auch Abbau der Hirnsubstanz mit Konzentrationsstörungen und körperlicher Schwäche können Folgen schwerer und chronischer Magersucht sein.
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