100 Jahre Insulin: Als Diabetes seinen Schrecken verlor
Lebenswichtiges Hormon reguliert den Stoffwechsel
Datum: 05.08.2022 / Ressort: Arzneimittel
Am 23. Januar 1922 bekam der 13-jährige Leonard Thompson aus Kanada die erste Insulinspritze der Welt – eine medizinische Revolution, mit der Diabetes seinen tödlichen Schrecken verlor. Zuvor hatten die beiden Mediziner und Forscher Frederick Banting und Charles Best – die als Entdecker des Insulins gelten – monatelang Versuche an Hunden durchgeführt. Ihrem Institutskollegen, dem Biochemiker James Collip war es gelungen, Insulin aus den Bauchspeicheldrüsen von Schlachttieren zu isolieren. Er legte damit den Grundstein für die erste wirksame Behandlung des Diabetes mellitus, der sogenannten Zuckerkrankheit.
Bereits seit den Experimenten der deutschen Mediziner Josef von Mering und Oskar Minkowski im Jahre 1889 war klar, dass die Bauchspeicheldrüse eine Substanz produziert, die den Zucker aus dem Blut in die Körperzellen schleust. Doch es brauchte noch einmal drei Jahrzehnte, um einen sterilen und konzentrierten Extrakt herzustellen, der unter die Haut injiziert werden konnte. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Insulintherapie immer weiterentwickelt, um die gestörte Körperfunktion zu ersetzen und die chronische Überzuckerung des Blutes zu verhindern. Schon 1924 kam die erste Insulinspritze auf den Markt, 1934 dann das erste Verzögerungsinsulin. Die in den 1950er-Jahren üblichen Urinzuckerteststreifen wurden in den 1960er-Jahren durch Blutzuckermessstreifen ergänzt. 1983 wurde erstmals tierisches Insulin durch Humaninsulin ersetzt und außerdem die erste Insulinpumpe vorgestellt. Die Innovation ist aber längst nicht beendet. Viele Firmen tüfteln an immer neuen Lösungen. Heute können Menschen mit Diabetes Typ 1 ein nahezu normales Leben führen. Dies betrifft in Deutschland etwa 341.000 Erwachsene sowie zirka 32.000 Kinder und Jugendliche. Sie und auch ein Teil der 8,5 Millionen Menschen mit Diabetes Typ 2 werden hierzulande täglich, häufig auch lebenslang, mit Insulin behandelt.
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht im #AgendaGesundheit Magazin. Den Link zur aktuellen Ausgabe finden Sie im Anhang dieser Seite.