Happy Birthday – 20 Jahre Fallpauschalen in Deutschland
Fehlanreize bei DRG erfordern Reform der Krankenhausfinanzierung
Datum: 19.04.2023 / Ressort: Krankenhaus
Die Wiege der DRGs steht in Yale. An der amerikanischen Universität beginnen Robert Barclay Fetter und John Devereaux Thompson 1967 mit der Entwicklung eines Systems von diagnosebezogenen Fallgruppen – abgekürzt DRG für Diagnosis Related Groups. Entwickeln wollten sie ein Patientenklassifikationssystem für das Krankenhaus-Controlling. Modellprojekte ergaben, dass es sinnvoll ist, vergleichbare medizinische Fälle mit ähnlichen Kosten in Gruppen zusammenzufassen. Daraus entsteht die Idee der pauschalisierten Vergütung. In den USA wird dies 1983 im staatlichen Medicare-Programm eingeführt, seit Mitte der 1980er-Jahre auch in Australien, Kanada und Skandinavien verwendet. In Deutschland beginnt die Diskussion dazu Ende der 1980er-Jahre. Es zeichnete sich ab, dass das bisherige System mit tagesgleichen Pflegesätzen dazu führt, dass sich die Verweildauer in Kliniken über das medizinisch erforderliche Maße hinauszögert.
Der Startschuss für das deutsche System – eine Adaption des australischen – fällt 2003. Es ist ein Übergangsjahr, seit 2004 ist es gemäß Fallpauschalengesetz für alle Krankenhäuser verpflichtend. Im darauf folgenden Jahr wird der Landesbasisfallwert eingeführt, um die unterschiedlichen Vergütungsniveaus in den Bundesländern aufzufangen. Wie das vorherige System bleibt auch das DRG-System nicht frei von Fehlanreizen, so wird nun, Studien zufolge, öfter operiert als eigentlich nötig. Trotz kontinuierlicher Weiterentwicklungen – zuletzt durch das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz, das 2020 dafür sorgt, dass die Pflegepersonalkosten aus den Fallpauschalen ausgegliedert werden – ebbt die Kritik nicht ab. Nun plant die Ampelkoalition eine Reform der Krankenhausfinanzierung. Laut Eckpunktepapier werden die Fallgruppen als umfassendes Finanzierungsinstrument an Bedeutung verlieren. Der Gesetzentwurf wird im ersten Halbjahr 2023 erwartet.
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht im #AgendaGesundheit Magazin. Den Link zur aktuellen Ausgabe finden Sie im Anhang dieser Seite.