Leider keine Seltenheit: Gewalterfahrungen in der Pflegesituationen
AOK Baden-Württemberg bietet Angebote um Gewalt in der Pflege vorzubeugen und entgegenzutreten
Datum: 12.05.2023 / Ressort: Versorgung
Es ist ein Tabu, und auch wenn es nur wenig belastbares Zahlenmaterial gibt: Gewalt in der Pflege kommt vor: Seitens der Angehörigen, der Pflegekräfte und auch der Pflegebedürftigen selbst – zu Hause, in medizinischen Einrichtungen oder in Pflegeheimen. Öffentlich wird wenig bekannt, denn pflegebedürftige oder demente Menschen können kaum für ihre eigenen Rechte eintreten. Andersherum können Beschäftigte in Pflegeberufen, für die Anfeindungen oder körperliche Übergriffe seitens der Pflegebedürftigen zum Arbeitsalltag gehören, kaum darüber reden, weil es das Image der Einrichtung beeinträchtigen könnte. Die Pflegesituation zu Hause ist oft mit Stress und einer dauerhaft hohen Belastung verbunden, die an den Nerven zerrt. „Aber auch in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern kommt es zu Übergriffen, weil Menschen sich hilflos, allein gelassen oder überfordert fühlen. Expertinnen und Experten sprechen in diesem Zusammenhang von gewaltauslösenden Reizen“, sagt Holger Pressel, Leiter der Stabsstelle Politik, Verbände und Gremienmanagement bei der AOK Baden-Württemberg und Autor des Buches „Umgang mit Gewalt am Arbeitsplatz“. Ein guter Weg, dem zu begegnen, sei das Deeskalationsmanagement. Es fange mit der Gefährdungsanalyse an, die die Gründe, also die gewaltauslösenden Reize identifiziert. Stünden diese fest, könnten die Einrichtungen nach Möglichkeiten suchen, diese Reize zu minimieren. Daneben gibt es auch sogenannte Deeskalationstrainings. Sie zielen darauf ab, die Beschäftigten in verbaler Deeskalation zu schulen sowie Wissen und Strategien zum Umgang mit problematischem Verhalten zu vermitteln.
Und was hilft Betroffenen, die Gewalt erfahren haben? „Wenn sie das Erlebte aufarbeiten können. Ob das tatsächlich passiert, ist in hohem Maße eine Frage der Kultur, vor allem der Fehlerkultur in der jeweiligen Einrichtung. Davon hängt ab, wie mit dem Thema umgegangen wird und was getan wird, um mit Gewalterfahrungen umzugehen“, sagt Experte Pressel. Die AOK Baden-Württemberg bietet Unterstützung zum Thema Gewalt im Rahmen ihres Angebots „Prävention in der Pflege“, das sich an stationäre Pflegeeinrichtungen richtet. „Wir helfen sowohl personell als auch finanziell dabei, ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement aufzubauen und umzusetzen, das die Bedarfe und Bedürfnisse sowohl der Pflegebedürftigen als auch der beruflich Pflegenden berücksichtigt“, sagt AOK-Experte Andreas Kaiserauer. Über 120 Pflegeeinrichtungen arbeiten bereits damit. „Die Erfahrungen sind so gut, dass wir überlegen, die Zielgruppe auszuweiten.
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht im #AgendaGesundheit Magazin. Den Link zur aktuellen Ausgabe finden Sie im Anhang dieser Seite.