Umfrage unter Expertinnen zum Transsexuellen-Gesetz

Soll das Transsexuellen-Gesetz abgeschafft werden?

Datum: 29.07.2022 / Ressort: Versorgung

#AgendaGesundheit hat vier Expertinnen zum Transsexuellen-Gesetz (TSG) befragt – soll das Gesetz verändert oder abgeschafft und durch ein Selbstbestimmungsgesetz ersetzt werden? Welche gesetzliche Regelung erleichtert das Leben der Betroffenen?

Das Gesetz muss verbessert werden
„Nein, die Abschaffung des TSG würde Transsexuellen das Leben schwerer machen. Wer Transsexuellen helfen will, muss sie und ihr Leiden ernst nehmen und Transsexualität klar definieren, um Missbrauch zu vermeiden, der schon jetzt negativ auf Transsexuelle zurückfällt. Das TSG muss verbessert, aber nicht abgeschafft werden.“
Prof. Dr. Monika Barz, Frauen- und Geschlechterforschung, Reutlingen

Noch schutzloser

„Auf keinen Fall. Wir Transsexuellen müssen zunehmend ungefragt für Ziele von Gruppen, die sich als trans* bezeichnen, herhalten, was zum Beispiel an einer exponentiell gestiegenen Zahl angeblicher Transsexueller zu sehen ist. Eine Abschaffung des Transsexuellengesetzes würde die Transsexuellen noch schutzloser zurücklassen.“
Dr. med. Renate Försterling, Ärztin für Innere Medizin, Psychotherapie und Sexualmedizin, Berlin

Demütigungen beenden
„Die Personenstandsänderung nach dem TSG ist langwierig und teuer. Bis sie vollzogen ist, müssen sich trans* Personen rechtfertigen, weil sie keinen korrekten Ausweis besitzen. Die psychologischen Zwangsgutachten mit intimsten Fragen sind übergriffig. Mit einem Selbstbestimmungsgesetz beenden wir diese Demütigungen.“
Tessa Ganserer MdB, Bündnis90/Die Grünen

Unterschiedliche Positionen
„In unserem Verein gibt es zwei Positionen zum Selbstbestimmungsgesetz. Die Fürsprecherinnen begrüßen die geplanten Regelungen, weil die Pathologisierung von trans* Personen und die medizinisch-psychologische Prüfung so viel Leid gebracht haben. Die Kritikerinnen fordern Präzisierungen und Nachbesserungen.“
Kerstin Rudat, Vorstandsmitglied des LSVD Baden-Württemberg

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht im #AgendaGesundheit Magazin. Den Link zur aktuellen Ausgabe finden Sie im Anhang dieser Seite.