Hug Day

Macht Kuscheln glücklich und gesund?

Zum internationalen Hug Day

Man hört es immer wieder - und das nicht nur unter den Anhängern von Kuschelparties: Kuscheln wirke sich positiv auf Wohlbefinden und Gesundheit. Stimmt das? Und lässt es sich wissenschaftlich belegen?

Zunächst einmal: Körperkontakt ist wichtig für die Gesundheit. Der Tastsinn ist der erste Sinn unseres Organismus, der sich entwickelt – schon ab der 8. Schwangerschaftswoche reagiert der Embryo auf Berührungsreize. Für Babys und Kleinkinder ist Berührung lebensnotwendig. Fehlt es in dieser Phase an körperlicher Zuwendung kann dies zu körperlicher, seelischer und geistiger Verkümmerung führen, unter Umständen sogar zum Tod.

Frühgeborene, die im Brutkasten liegen, nehmen bei gleicher Nahrungsaufnahme im Durchschnitt mehr an Gewicht zu, wenn sie regelmäßig massiert werden. Beobachtungen in Waisenheimen vor mehr als 100 Jahren belegen, wie wichtig Berührungen sind: Damals wurden die Kinder gefüttert und warmgehalten, allerdings nicht in den Arm genommen und kaum berührt. Etwa 70 von 100 Kleinkindern starben damals. Das änderte sich nachhaltig, als man begann, die Kinder auch mal in den Arm zu nehmen und zu berühren.

Bei Umarmungen schüttet der Körper Oxytocin aus, das sogenannte Kuschelhormon, das bei jungen Müttern die Entwicklung einer stabilen Mutter-Kind-Bindung fördert. Oxytocin kann den Blutdruck senken, bremst die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol und vermindert Ängste und Schmerz. Beim Streicheln wird zudem das „Glückshormon“ Serotonin freigesetzt, das an vielfältigen Prozessen beteiligt ist: Es beeinflusst unser Schmerzempfinden und die Gedächtnisleistung, wirkt sich auf unser Schlaf-, Ess- und Sexualverhalten aus und ist an der Regulation der Körpertemperatur beteiligt. Ein gestörtes Serotonin-Gleichgewicht findet sich bei Migräne oder auch bei einigen psychischen Erkrankungen, beispielsweise Depression oder Angststörungen. Laut einer Studie aus den USA können Umarmungen sogar das Immunsystem stärken: Die Studienteilnehmer wurden dort nach ihren sozialen Kontakten befragt und danach mit Erkältungsviren infiziert. Diejenigen, die in den Befragungen angegeben hatten, dass sie häufiger umarmt wurden, erkrankten seltener an Schnupfen als die Vergleichsgruppe.

Berührung signalisiert uns offenbar auch soziale Unterstützung. Das wiederum beeinflusst das eigene Verhalten. Studien zeigen, dass sich Teilnehmer strategischer Spiele kooperativer verhalten, wenn sie einander berühren. Eine andere Studie zeigt, dass Patienten verordnete Medikamente eher einnehmen, wenn der Arzt sie bei der Verordnung kurz am Unterarm berührt hat.

Aber Vorsicht: Wahlloses Kuscheln ist deutlich weniger wirksam. Denn die positiven Wirkungen können Umarmungen und Streicheleinheiten nur entfalten, wenn gegenseitige Sympathie und Vertrauen vorhanden sind.